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mondblumenzeit

Vogelmiere - klein, aber oho

Oho ist eigentlich untertrieben, wenn ich bedenke wie viel Kraft und Ausdauer in dieser kleinen Wunderkreation der Natur stecken.


Sie liebt stickstoffreiche und feuchte Böden und rollt auf diesen ihren grünen Teppich aus. So ist sie häufig im Wald, auf dem Acker aber auch im Garten anzutreffen. Sie wächst unermüdlich und obendrein recht undiszipliniert, so mancher Gärtner kann ein Lied davon singen. Mit ihrer ungebremsten Vitalität überwuchert sie gerne auch mal ganze Beete, was sich der smarte Gärtner gern zunutze macht. Denn so ein grüner Teppich schützt vor Austrocknung und wirkt wie eine lebende Mulchdecke. Zudem sollte sie der Gärtner als Zeigerpflanze für humusreiche, fruchtbare und stickstoffreiche Böden willkommen heißen.

Trotz ihrer Vorzüge hält sie sich in ihrem Wesen bedeckt und erobert ihren Raum in kriechender Weise. Alleine als Einzelpflanze wird sie in ihrer Unauffälligkeit kaum wahrgenommen, erst wenn das „Problem“ herangewachsen ist, zieht es des Gärtners Aufmerksamkeit auf sich. Wenn sie ihren grünen Teppich erst einmal ausgerollt hat, ist sie nicht mehr zu übersehen. Das ist ähnlich wie in der Geschichte vom kleinen Problem, das ebenfalls anfangs noch recht klein einfach übersehen wird. Doch nimmt ein Problem erst mal an Größe zu, wird es mit Verachtung und Missgunst genährt. Keiner will es haben. Und plötzlich steht man vor einem ausgewachsenen Problem von stattlicher Größe, das nun wahrlich nicht mehr übersehen werden kann. Die Herausforderung liegt darin das Pro im Problem zu erkennen. Das Gute ist immer auch im „Schlechten“ verborgen und umgedreht. Schließlich ist es ein Problem und kein Kontrablem. Ebenso steht es mit der Vogelmiere, dessen Pro Beachtung verdient.

Und wer erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, lässt diese Energiebombe in Ruhe gewähren und genießt. Die Vogelmiere, so klein und bescheiden auch ihr äußeres Erscheinungsbild sein mag, strotzt nur so vor Nährstoffen und Mineralien und sollte daher in keinem Salat fehlen. Ihre grüne Kraft ist vor allem sehr eisenreich und übertrifft in dieser Hinsicht sogar die Brennnessel, vom Spinat ganz zu schweigen, der gerade mal mit halb soviel Eisen aufwarten kann. Des weiteren enthält die Vogelmiere reichlich Vitamin C und liegt hierbei mit dem Broccoli gleich auf, der bekanntlich zu unseren Vitamin C-reichsten Kulturgemüsesorten zählt. Ihr angenehm mildwürziger Geschmack erinnert an jungen Mais. Die Vogelmiere ist ein Wildgemüse, dass sich bestens zur Verfeinerung von Salaten, Suppen, Pesto, Aufstrichen, Smoothies und vielem mehr eignet. Mal ganz abgesehen von der praktischen Seite – ganzjährig nutzbar, vermehrt sich von selbst und bedarf keiner Pflege. Je dichter der Teppich, umso einfacher lässt sich das Kraut ernten, einfach mit der Schere abschneiden oder vorsichtig abreißen. In meinen Salaten darf die Vogelmiere jedenfalls nicht fehlen.



Der Hauptwirkstoff der Vogelmiere sind ihre Saponine (Seife), die mitunter eine verbesserte Aufnahme von Nährstoffen bewirken. Die Volksmedizin schreibt der Vogelmiere vielseitige Heilwirkungen zu, die ich jedoch noch nicht oder gott sei Dank nicht erproben konnte. Ich verzichte darauf diese hier alle aufzuführen, sie quasi anderswo abzuschreiben. Vielmehr möchte ich auf ihre kulinarische Vorzüge aufmerksam machen, schließlich sagte schon Hippokrates vor mehr als 2000 Jahren "Lass die Nahrung Deine Medizin sein und Medizin Deine Nahrung!"

Noch ein paar botanische Erkennungsmerkmale: Die Vogelmiere gehört der Familie der Nelkengewächse an und trägt den lateinischen Name Stellaria media was übersetzt „Sternchen“ bedeutet. Beim genaueren Betrachten der weißen Miniaturblüten ist dann auch klar warum. Die fünf weißen Kronblätter sind tief zweiteilig. Und wer ganz neugierig ist, kann vielleicht sogar die rotvioletten Staubgefäße entdecken und ebenso die einzeilige Haarleiste des Stengels (im Gegenlicht erkennbar). Die Haarlinie ist der Pflanze bei der Wasserversorgung behilflich. Die Blätter sind ei- bis herzförmig und gegenständig. An langen Stielen hängen die Knospen herab, welche im Gegensatz zur restlichen Pflanze stark behaart sind. Der Volksname Hühnerdarm erklärt sich beim Abreißen des Stängels, da zumeist ein Stück des Inneren herausschaut. Die ganze Pflanze ist ca. 10 – 20 cm hoch, im Wald manchmal auch höher.

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