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Die Kleine Braunelle: Alte Heilerin neu entdeckt

  • mondblumenzeit
  • 11. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 13. Aug.

Prunella vulgaris


Kleine Braunelle im Gegenlicht

Manchmal wachsen kleine Schätze direkt vor der Haustür. So wie die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris). Lange fristete sie ein unbeachtetes Dasein. Vergessen, zu gewöhnlich und alltäglich. Ihre Namen wie Gottheil, Allheil, Immergsund, Self-heal lassen jedoch erahnen, wie sehr diese kleine Pflanze früher verehrt wurde.

Ihr Comeback verdankt die Braunelle kanadischen Forschern, die 2003 im Tierversuch eine gewisse Wirksamkeit gegen das Herpesvirus aufzeigen konnten. Seither wird der Kleinen Braunelle deutlich mehr Beachtung geschenkt und vielseitig an ihr geforscht.



Heimisch und robust

Die Kleine Braunelle ist eine heimische Pflanze Europas, doch still und heimlich hat sie sich zur Weltenbummlerin entwickelt und ist heute auf der ganzen Welt zu finden.

Ausdauernd und kriechend breitet sie sich durch oberirdische Ausläufer aus. Fast unbemerkt nimmt sie sachte ihren Raum ein. Sie ist einfach da. Immer schon, aber meist übersehen.

Von Juni bis in den Herbst hinein streckt sie ihre Blütenköpfchen hervor und ziert mit jeder Menge rosa-violette Farbtupfer unsere Wiesen. Fetten nährstoffreichen Böden gibt sie eindeutig den Vorzug, daher wächst sie bei uns hauptsächlich in der Gartenwiese. Dort ist sie ebenso wie das Gänseblümchen reichlich Strapazen ausgesetzt. Ständig wird es getreten und alle 2-3 Wochen fährt der Rasenmäher drüber. Doch all dies scheint der bodenständigen Kleinen Braunelle nichts anhaben zu können. Unermüdlich streckt sie ihre Blütenköpfe in die Höh'.


Kleine Braunelle botanische Merkmale
Prunella vulgaris: kriechender Lippenblüter

Vergessene Heilerin der Volksmedizin

In der traditionellen Heilkunde wurde Prunella vulgaris in Europa, Asien und Nordamerika schon seit Jahrhunderten als vielseitiges Heilkraut genutzt. Die überlieferten Anwendungen unterscheiden sich je nach Region, zeigen aber auffällige Gemeinsamkeiten in Bezug auf entzündungshemmende, wundheilende und fiebersenkende Wirkungen.


Vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin wird sie seit über 2000 Jahren verwendet. Die getrockneten Braunellenähren sind in der TCM unter dem Namen Xia Ku Cao bekannt und werden hauptsächlich im Funktionskreis der Leber eingesetzt. Hierbei dient sie mitunter zur Behandlung von Fieber, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Magen-Darm-Entzündungen oder Bluthochdruck.


Aber auch in der Traditionell Europäschen Medizin ist die Kleine Braunelle keine Unbekannte. Leonhart Fuchs schrieb in seinem New Kreüterbuch von 1543 über die Verwendung der Braunelle bei Diphtherie, die früher als „Halsbräune“ bezeichnet wurde.


„Braunell hat seinen namen daher, dass diß kraut seer bewäret ist wider der Bräune im mund. Würdt von ettlichen Gottheyl genent. In den Apotecken wird sie Prunella geheyssen.“


Dank der Impfung gibt es diese bakterielle Infektionskrankheit nur mehr sehr selten. Des Weiteren fand die Kleine Braunelle mit ihren Bitter- und Gerbstoffen bei Magen-Darm-Erkrankungen und bei der Wundbehandlung Verwendung. Fuchs lobte es als Wunderkraut und empfahl es für allerlei Beschwerden:


Braunell ist ein wunderkraut/welchs genützt würzt zu allerley verserung allerley verserung des leibs/sie sei innerlich oder eiisserlich. Darum mag man die Braunellen in Wein oder wasser sieden und trinken/so ein verwundung im leib ist. Aber die aufwendig wunden/sie seind alt oder new/sollen mit disem wasser geseubert und gewaschen werden. Der Braunellen safft mit essig und rosenöl vermischet und über die stirn unnd schläff geschlagen/miltert den schmerzen des haupts. Diser safft heylet auch die mundfeule/und allerley verserung des hals/so er im mund gehalten/oder gegurgelt würt. Man mag auch die blumen un das kraut miteinander in wein oder honigwasser sieden/ un darnach gurgeln. Braunellensafft ist auch treffenlich gut zu der Breüne/wie oben angeseygt.“



Altes Wissen neu entdeckt

In der Volksheilkunde nahm die Braunelle einen festen Platz und war ein geschätztes Heilmittel. Heute bestätigen wissenschaftliche Studien die medizinische Wirksamkeit ihrer Inhaltsstoffe.


2003 kam sie kanadischen Forschern unter die Lupe und entdeckten ihre anitviralen Eigenschaften. Moderne Studien zeigen, dass die Kleine Braunelle eine Fülle wertvoller Inhaltsstoffe beherbergt. Zu ihren inneren Werten gehören: Gerbstoffe, Flavonoide, Phenolsäuren, Terpene, Triterpene, Saponine und reichlich Spurenelemente. Bisher konnten mehr als 250 Verbindungen isoliert und identifiziert werden. Von allen Inhaltsstoffen rückt vor allem die Rosmarinsäure durch zahlreiche Studien in den Fokus. Es wird vermutet, dass sie gemeinsam mit Prunellin, einem Polysaccharid, für die antivirale Wirksamkeit der Prunella (z. B. gegen Herpes-simplex-Viren, Influenza-Viren, SARS-CoV-2) verantwortlich ist.


Mit solch einer umfassenden Wirkstoffkomposition könnte diese kleine Heilpflanze in Zukunft von medizinischer und pharmakologischer Bedeutung sein. Zu ihrem breiten Wirkungsspektrum gehören unter anderem entzündungshemmende, antibakterielle und antivirale Effekte, ebenso immunmodulierende, blutdruck- und blutzuckerregulierende, leberprotektive, krebshemmende sowie antioxidative Eigenschaften. Kurzum sie punktet mit einem umfangreichen pharmakologischen Potential.


WICHTIG! Die meisten Forschungen zu Prunella vulgaris beschränken sich bisher auf Labor- und Tierstudien. Die Ergebnisse zeigen ein mögliches heilkundliches Potenzial, von Heilversprechen muss jedoch Abstand genommen werden. Hierzu sind noch intensive Forschungen notwendig.



Kleine Braunelle in der Hausapotheke

Zwischen traditionellem Wissen und moderner Forschung zeigt sich ein breites Anwendungsspektrum. Wie lässt sich dieses nun in der Praxis umsetzen.


Ein Lippenbalsam gegen Herpes wäre ideal. Doch so leicht macht es uns die Braunelle nun auch wieder nicht. Denn weder die Rosmarinsäure noch das Prunellin sind fettlöslich, damit scheidet ein klassisches Ölmazerat als wirksame Grundlage aus. Beide Substanzen lösen sich am besten in einem wässrigen bzw. alkoholischen Auszug. Somit zeigt sich für die akute Anwendung eine Tinktur als effektivste Methode.


Tinktur:

Dafür füllst Du die Blütenköpfchen in ein passendes Glas und übergießt es mit einem 40% Alkohol (Korn, Obstler, Weinbrand), so dass das Pflanzenmaterial gut bedeckt ist. Für 2-3 Wochen ausziehen lassen. Anschließend abseihen und in Flaschen abfüllen.

Diese Tinktur kann mittels Wattestäbchen auf die betroffenen Stellen aufgetragen werden. Idealerweise schon beim ersten Kribbeln, noch bevor sich die Herpesbläschen zeigen.


Tee:

Als Alternative kann auch ein Tee oder Sud gekocht werden und mit diesem die betroffenen Hautareale betupfen.


Als Winterprophylaxe hab ich mir eine Tinktur aus Kleiner Braunelle und Kapuzinerkresse, die ja als natürliches Antibiotika sehr bekannt ist, angesetzt. Damit traut sich sicher kein Virus oder Bakterium in meine Nähe.



Die Kleine Braunelle mag leise auftreten, aber unterschätzen sollten wir sie nicht. Um sich von der Kleinen Braunelle verzaubern zu lassen, bedarf es nur den Blickwinkel zu verändern und ihr auf „Augenhöhe“ zu begegnen. Wer sich Zeit nimmt genauer hinzusehen, entdeckt nicht nur die Heilerin in ihr, sondern auch ihre leise Schönheit.


Viel Spaß beim Entdecken!





Quellen

Prunella vulgaris L.: An Updated Overview of Botany, Chemical Composition, Extraction Methods, and Biological Activities

Mussa E Zholdasbayev, Gayane A Atazhanova, Safol Musozoda, Ewa Poleszak


Prunella vulgaris polysaccharide inhibits herpes simplex virus infection by blocking TLR-mediated NF-κB activation

Xuanlei Zhong, Yibo Zhang, Man Yuan Lin Xu, Xiaomei Luo Rong Wu, Zhichao Xi, Yang Li, Hongxi Xu


Prunella vulgaris L. – A Review of its Ethnopharmacology, Phytochemistry, Quality Control and Pharmacological Effects

Junying Pan, Haoyu Wang and Yinghua Chen




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