Plötzlich war sie da - die Hundspetersilie (Aethusa cynapium). Versteckt zwischen Ringelblume, Dost und Steinklee machte sie es sich im Blumenbeet bequem. Eigentlich sieht sie ganz harmlos aus. Ihre Blätter ähneln der aromatischen und sehr beliebten glatten Gartenpetersilie. Doch der Schein trügt, denn zur Familie der Doldenblütler gehören auch einige Giftpflanzen, inklusive der Hundspetersilie. Da mag sie noch so grazil und unschuldig aussehen.
Da sie sich nun mal vorübergehend hier angesiedelt hat, nutze ich die Gelegenheit sie genauer zu fotografieren und ihr ein Pflanzenportrait mit den wichtigsten Erkennungsmerkmalen zu schreiben. Generell gilt, um Unsicherheiten und Verwechslungen auszuschließen, sollte sich jeder Wildkräutersammler auch mit den wichtigsten Giftpflanzen auseinandersetzen.
Die Hundspetersilie gehört wie schon erwähnt zur Familie der Doldenblütler. Sie ist ein ein- bis zweijähriges Acker- und Weidenkraut, dass gerne auch in Hausgärten und Weinbergen wächst. Die giftige Pflanze ist in ganz Europa und Kleinasien verbreitet und liebt stickstoffhaltige Böden. Ihr Wachstum kann stolze Größen von bis zu 1,5 Meter erreichen. Bei mir ist sie jetzt nur knappe 60 cm groß.
Ein sehr auffälliges Merkmal ist der glatte und unbehaarte Stängel. Am unteren Ende kann er rot angelaufen sein. Im weiteren Verlauf zeigt sich eine bläuliche Bereifung und Verzweigung. Dem Stängel entspringen wechselständig gestielte Blätter. Diese sind zwei-bis dreifach gefiedert und bilden zusammengefasst die Form eines Dreiecks.
Zum Verwechseln ähnlich sind die Blätter der Hundspetersilie mit denen der glatten Gartenpetersilie (Petroselinum crispum), ebenso mit denen des Wiesenkerbels. Hier bitte ganz genau hinschauen. Die Blätter der Hundspetersilie glänzen sehr stark insbesondere auf ihrer Unterseite, auf der Oberseite ist der Glanz ebenfalls vorhanden aber etwas schwächer. Dieses wichtige Unterscheidungsmerkmal zeigt sich bereits im lateinischen Gattungsnamen der Hundspetersilie. Aethusa leitet sich vom griechischen Wort aithusa = glänzen ab. Auch die Ähnlichkeit zur Petersilie wird in ihrer Fachbezeichnung betont. Der Artname cynapium setzt sich zusammen aus kunos = Hund (griech.) und dem griechischen Wort apium für Sellerie. Ebenso deutet der alte Volksname „Glanzpeterlein“ auf dieses wichtige Erkennungsmerkmal hin.
Ich habe die Hundspetersilie erst bemerkt als sie zu blühen begann. Einen weißen Doldenblütler inmitten von Ringelblumen, Dost, Melisse und Zinien hatte ich nicht in meiner Bepflanzung vorgesehen. Die Blüten sind wunderschön - eine weiße Doppeldolde, die es in der Zeit von Juni bis September zu bewundern gibt. Doppeldolde bedeutet, dass es eine Dolde erster und zweiter Ordnung gibt (siehe Bild).
Bei der Hundspetersilie bleibt die Dolde erster Ordnung ohne Hüllblätter. Die Döldchen zweiter Ordnung besitzen dagegen 3 sehr auffällige grazile Hüllblättchen, die immer nach außen zeigen. Diese kleinen Hüllblättchen sind zur Blütezeit das eindeutigste Bestimmungsmerkmal der Hundspetersilie. Aber auch die Wilde Möhre (Daucus carota) ziert sich mit extrafeinen und wunderschönen Hüllblättern (erster und zweiter Ordnung). Und leider können sich im Knospenstadium auf den ersten Blick die Wilde Möhre und Hundspetersilie ähnlich sehen. Denn manchmal wirkt es als ob die Hüllchenblättchen der zweiten Ordnung bei geschlossener Blüte wie Hüllblätter erster Ordnung aussehen. Ein Hinweis: Der Stängel der Wilden Möhre ist immer behaart. Es bedarf also einer genauen Betrachtung der gesamten Pflanze und aller Bestimmungsmerkmale. Oberflächlichkeit ist beim Wildkräutersammeln fehl am Platz! Übrigens die Echte Petersilie ist gelbgrünlich blühend, ähnlich dem Dill.
Nach der Blüte werden anfangs grüne glänzende Spaltfrüchte gebildet. Diese Spaltfrüchte haben eine eiförmige Form und sind gerippt. Ausgereift sind die Früchte braun. Eine Pflanze kann bis zu 500 Samen bilden.
Die Hundspetersilie ist stark giftig für Mensch und Tier. Ihre Giftigkeit verdankt die Pflanze einem giftigen Polyingemisch aus Aethusin und Aethusanol A und B. Das Kraut enthält ca. 0,2% der Toxine und die Wurzel etwa 1% (1). Die Toxine werden schnell von den Schleimhäuten aufgenommen. Erste Vergiftungssymptome sind Brennen im Mund- und Rachenraum, erhöhter Speichelfluss, Übelkeit und Erbrechen. Bei größeren Mengen kommt es im Verlauf zu Kaltschweißigkeit, schnellem Pulsschlag, Pupillenerweiterung und Seh-störungen bis hin zu Bewusstseinseintrübung und letztendlicher Atemlähmung.
Bei ausgewachsenen Kühen beträgt die letale Dosis ca. 15 kg, beim Schaf ca. 2kg (1). Für Menschen existieren keine Angaben, es wird davon ausgegangen, dass erst der Verzehr von größeren Mengen zu tödlichen Vergiftungen führt. Im Notfall unbedingt die Vergiftungszentrale anrufen. Die Therapie erfolgt symptomatisch, da es kein Antidot gibt.
Am Beispiel der Hundspetersilie möchte ich zeigen, wie wichtig eine genaue Betrachtung beim Wildkräutersammeln ist. Die Beschäftigung mit Giftpflanzen gehört ebenfalls zur Wildkräuterkunde dazu.
Grundsätzlich sollten keine Pflanzen gesammelt und verzehrt werden, die man NICHT kennt.
Informieren Sie sich bei Botanikern, Kräuterpädagogen und Pflanzenkundigen. Auch ich kenne nicht alle Pflanzen, frage nach und lerne stetig dazu.
(1) https://www.vetpharm.uzh.ch/giftdb/pflanzen/0002_tox.htm
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